Das Motto „Klang“ passte heuer perfekt zu unseren Intentionen. Schon im Eröffnungskonzert erwartete das Publikum ein Effekt besonderer Art: Die Chöre in der Dritten Symphonie von Gustav Mahler standen auf dem Balkon und lieferten einen überwältigenden Surround-Effekt. Aus dem Wechselspiel von Orchester, Solistin und Chor entstand eine Raumsymphonie, die wohl Mahler selbst gefallen hätte.
Atemberaubend war diese Aufführung, und ich führe das auf drei Komponenten zurück: Der junge Dirigent David Danzmayr erwies sich als souveräner und umsichtiger Leiter der vereinten Orchester von Donauphilharmonie und Philharmonie Györ und der Chöre aus Niederösterreich und Slowenien; Kammersängerin Gabriele Sima sang einfach großartig, und die Universal Edition hatte den Künstlern bereits seit Anfang April die Noten zur Verfügung gestellt, was eine in der heutigen Zeit extrem komfortable Probenzeit ermöglichte.
Dank Martyn van den Hoek erlebten wir dann am nächsten Abend eine, ich möchte fast sagen, in Österreich noch selten erlebte Klavierfaszination. Seine eigenen Übertragungen von Mahler-Liedern auf das Klavier reihen sich in eine Reihe mit den beliebtesten Liszt-Transkriptionen, und seine Virtuosität schien bei der finalen Ungarischen Rhapsodie keine Grenzen zu kennen.
Große Anerkennung möchte ich den beiden Komponisten aussprechen, die heuer das Festival mit Werken bedachten und sogar persönlich nach Klagenfurt kamen. Wolfram Wagner trifft in seiner Violin-Fantasie genau mein künstlerisches Ideal: die flexible Klanggestaltung und natürliche Virtuosität, was bedeutet, nicht etwa schneller oder lauter als andere Virtuosen zu sein, sondern jede Note im Tempo voll zur Geltung kommen lassen.
Franz Hummel orchestrierte so mit großer Einfühlsamkeit die Serenade von Alexander von Zemlinsky, dass ich behaupte, dass dieses Werk einen fixen Platz im Konzertrepertoire finden wird. Hier bestehen bereits Anfragen für nächstes Jahr, in dem der 50. Todestag dieses immer noch unterschätzten Komponisten im Umfeld Mahlers und Schönbergs begangen wird.
Was mir an diesem Konzert so gefiel, war auch der kammermusikalische und doch den ganzen Saal erfüllende Klang des Wiener Concert-Vereins, der unter Alexei Kornienko mit bemerkenswert großem Engagement spielte.
Überrascht und sehr gefreut hat mich die enthusiastische Aufnahme unseres ersten Kinderkonzerts. So erlebten Kinder (und ihre begleitenden erwachsenen Kinder), wie brillant und unterhaltsam Klassik sein kann, wenn man sich in einem Konzertsaal ganz ungezwungen auf den Boden setzen darf, herumtanzen oder gar trinken kann.
Der Jubel für die Künstler tönte wirklich ganz verdient durchs ganze Konzerthaus.