Einen großen Erfolg konnte das zum neunten Mal stattfindende Woerthersee Classics Festival verbuchen: Ungeachtet des vor allem am Samstag und Sonntag drückend heißen Wetters und der Fußball-WM strömten zu den Konzerten von 12. bis 14. Juni Musikfreunde aus ganz Kärnten und auch aus benachbarten Ländern ins Konzerthaus. Die Wochenend-Konzerte waren exzellent besucht, was sowohl für die Attraktivität der Werke wie der beteiligten Künstler spricht.
Intendantin Elena Denisova fasste unmittelbar nach dem Abendkonzert am 14. Juni die Ergebnisse erfreut zusammen: „Wieder einmal mussten wir König Fußball begegnen und konnten sogar einen beachtlichen Erfolg erringen. In den ersten beiden Konzerten konnten wir mehr als 90% Karten verkaufen, und auch das Dieter-Kaufmann-Konzert am Montagnachmittag war gut besucht.“
Auch Alexei Kornienko, künstlerischer Leiter der Woerthersee Classics, ist hoch zufrieden: „Das Programm war anspruchsvoll und kam optimal beim Publikum an. Standing Ovations und lang anhaltender Jubel, dazu noch vielfach geäußertes Lob nach den Konzerten bestärken mich im Glauben, dass diese Konzerte zu den allerbesten zählten, die wir hier präsentieren durften.“
Die Philharmoniker aus Sofia erwiesen sich als spielfreudiges Ensemble, das in allen Orchestergruppen Einsatz und Können zeigte, und seinem Ruf, das beste Orchester Südosteuropas zu sein, alle Ehre machte.
Wunderschön verlief das Eröffnungskonzert, in dem Elena Denisova das Beethoven-Violinkonzert gestaltete und sehr aufmerksam, ja liebevoll von Dirigent Martin Panteleev und dem Sofia Philharmonic begleitet wurde. Kantilenen, die das Herz öffneten, erfüllten den Saal, und mit gewohntem Brio erfüllte die Künstlerin das Finale mit Schwung und Vitalität, wie man es sich besser nicht wünschen kann. Was das Orchester draufhat, zeigte es dann beim von Arnold Schönberg arrangierten Brahms-Klavierquartett, das höchste Präzision und unbedingten Einsatz, etwa im mitreißenden ungarischen Finale verlangt. Die Ovationen und der Jubel des Publikums nach beiden Werken zeigten, dass hier die Botschaft der Musik alle Herzen erreicht hatte.
Ähnlich dann der zweite Abend: Zuerst lockte ein großes romantisches Konzert – Rachmaninows Drittes. Alexander Sinchuk, 22jähriger Newcomer aus Russlands Fernem Osten, ein junger, eleganter Pianist, entpuppte sich als Meister des lyrischen Spiels, der zudem in den entscheidenden Steigerungen durch große Pranke und hochkarätige Virtuosität für Staunen sorgte. Man kann verstehen, warum Sinchuk im letzten Jahr den begehrten Rachmaninow-Preis für sich entscheiden konnte. Die Spannung des Publikums entlud sich in lang anhaltender Begeisterung.
Im Anschluss daran setzte Alexei Kornienko, seit Herbst 2009 Chefdirigent des Sofia Philharmonic, erneut die Stärken seines aufmerksamen Orchesters bei Hugo Wolfs „Penthesilea“ und bei Franz Liszts „Les Preludes“ eindrucksvoll in Szene, wobei sich Liszt feindynamisch reizvoll und voll lebendigen Innenlebens bis zu den großartigen Fanfaren des Hauptthemas aufschwang. Der Publikumsjubel danach kam spontan und war voll verdient.
Am dritten Tag fand sich eine aufmerksame Gemeinde zusammen, um Dieter Kaufmann zu würdigen . Der wohl bedeutendste österreichische Schöpfer elektro-akustisch erzeugter Musik wurde durch die Uraufführung seiner „Unpainted Poems“ (nach Texten der Kärntner Malerin Caroline) geehrt . Elena Denisova gestaltete den Violinpart und Gunda König den Text. Ilse Schneider moderierte.
Am Abend zeigte das venezianische Kammerorchester L’Offerta Musicale unter Riccardo Parravicini, wie schwungvoll und leichtherzig man Klassik südlich der Alpen zu spielen weiß. Beethovens „Eroica“ wies da und dort schon auf Verdi voraus, und die „Haydn-Variationen“ von Brahms erfreuten die Sinne durch ihre Transparenz und den tänzerischen Puls.